1916 - 1945
1916 - 1945
Im Jahr 2016 feiern wir das 100jährige Bestehen unseres Vereins, an das die Gründer vor 100 Jahren sicher nicht denken konnten. Denn wenn wir uns alle erinnern, fand die Vereinsgründung 1916 – 16 Jahre nach Gründung des Deutschen Fußball-Bundes und 13 Jahre nach dem ersten ausgetragen Endspiel um die Deutsche Fußballmeisterschaft – in der schweren Zeit des 1. Weltkriegs statt. Doch sicher hat die Fußballbegeisterung in diesen Jahren ansteckend gewirkt und die Fußballfreunde zu diesem Schritt bewogen. Denn in dieser Zeit wurde nicht nur der SV Schwalheim gegründet, sondern viele andere Fußballvereine aus der näheren und weiteren Nachbarschaft entstanden, wie z.B. unser Nachbarverein FSV 1912 Dorheim, der SV 1906 Bad Nauheim (heute die Spielvereinigung 08 Bad Nauheim) und andere.
Von den Gründern, die sich nach einer Legende in einer „lauen Sommernacht“ entschlossen, den Verein ins Leben zu rufen, sind noch namentlich Georg Bopp, Gustav Müller, Georg Nikolaus, Wilhelm Scheld und Karl Stamm bekannt.
Zum ersten Vorsitzenden wurde Georg Nikolaus gewählt. Der Spielbetrieb wurde sofort mit großer Begeisterung aufgenommen. Es ist heute nicht mehr im Einzelnen bekannt, mit welchen Schwierigkeiten der junge Fußballverein zu kämpfen hatte. Bekannt ist aber, dass es gerade in den Dörfern nur wenige Plätze gab, an denen man seinem Hobby, dem Fußballspielen, nachgehen konnte. Bälle waren teuer und knapp, Fußballschuhe waren eine Rarität. Deshalb wurde oft in Arbeitsschuhen gespielt. Stolz waren die Spieler aber auf das Vereinsdress mit weißer Hose und schwarzem Trikot. Trainiert wurde auf einem freien Platz, der sich immer irgendwie fand und nicht selten der dörfliche Juxplatz war. Außerdem wurden transportable Torstangen benutzt. Wenn dann aber ein geeigneter Fußballplatz gefunden war, erschien, wenn das Spiel in vollem Gange war, oft der Dorfgendarm und verbot das sportliche Treiben und vertrieb die jungen Erwachsenen von ihren Bolzplätzen. Dann mussten die Akteure sich auf die Suche nach einem neuen Platz machen. Dies tat aber der Sportbegeisterung keinen Abbruch, so dass manchmal sogar drei komplette Mannschaften zur Verfügung standen. So ließ sich die Entwicklung des Fußballsportes damals genau so wenig aufhalten wie Jahre zuvor die von Turnvater Jahn begründete Turnbewegung. Vielleicht spielte aber bei dem Wunsch, den Verein zu gründen, auch die Sehnsucht nach Gemeinschaftserlebnissen eine Rolle.
Wenn man an diese für heutige Verhältnisse wenig technologisierte Zeit zurückdenkt, es gab noch nicht viele Kraftfahrzeuge und auch mit der Bahn konnte man schon damals nicht jedes Ziel direkt erreichen, so ist es schon erstaunlich, welche Mühen die Spieler manchmal auf sich nehmen mussten, um bei einem anderen Verein oder gegen eine auswärtige Mannschaft zu spielen. Und so fuhr man wohl nicht zu den Auswärtsspielen sondern machte eine Gemeinschaftswanderung zum Sportgelände des anderen Vereins – die Schwalheimer z. B. bis nach Köppern und Rosbach. Einen Schiedsrichter vom Fußballverband gab es damals noch nicht. Beide Mannschaften einigten sich auf einen Unparteiischen, dessen Entscheidungen respektiert wurden.
Andererseits ist es für viele der heute aktiven Spieler überhaupt nicht mehr vorstellbar, dass es damals an den Fußballplätzen keine Umkleidekabinen geschweige denn Duschen gab. Man wusch sich nach dem Spiel den gröbsten Schmutz unter Umständen an einem nahe gelegenen Fluss oder Bach ab. Und trotzdem müssen es wohl schöne Jahre gewesen sein, denn wie hätte der Verein sonst überleben können.
Um 1921 hatte der Ärger mit dem Wandersportplatz endlich ein Ende gefunden. Von der Gemeinde wurde den Fußballern das Gelände des heutigen Sportplatzes zur Verfügung gestellt. In eigener Regie wurde sodann der Platz hergerichtet, da er von Steinen übersät war. Und in der Sommerpause durfte der Platz von den Spielern nicht genutzt werden, da er in dieser Zeit von der Gemeinde anderweitig verpachtet wurde.
Erstes Vereinslokal war bis zu Beginn der zwanziger Jahre das Gasthaus „Zum schiefen Eck“. Heute befindet sich dort am kleinen Kreisel ein Bankautomat der Sparkasse. Danach fühlte man sich bei Georg Wiesner in der „Dorfschänke“ Hauptstraße 26 wohl. Heute befindet sich in diesem Haus eine Pizzeria.
Als Fußballabteilung trat man ebenfalls zu Beginn der zwanziger Jahre dem damals bestehenden Arbeitersportverein bei und bildete einen Gesamtverein, ohne jedoch die Eigenständigkeit zu verlieren.
Die Mannschaft sah damals wie heute spielerisch gute und schlechte Zeiten. Hervorragende Einzelspieler konnte sie aber jederzeit aufweisen. So spielte damals Wilhelm Scheld in einer Kreisauswahlmannschaft. Die Kameradschaft war und ist seit Beginn des Spielbetriebes beispielhaft.
Später in der Zeit des so genannten Dritten Reiches waren sicher andere Schwierigkeiten zu überwinden. Als vor einiger Zeit – vor Beginn einer Baumaßnahme – das Sportheim in Ordnung gebracht wurde, wurden mehrere Siegerurkunden von Pokalturnieren gefunden, auf denen noch die Symbole des Hitler-Regimes zu sehen waren. Diese Zeit darf nicht verleugnet werden, denn der Verein wurde in die nationalsozialistische Organisation übernommen und hatte nur noch wenig Eigenleben. Für den SV Schwalheim ist allerdings nicht bekannt, ob es hier irgendwelche Probleme gab.
1946 - 1960
1946 - 1960
„Mitglied ………… wird beauftragt, die Torpfosten weiß zu streichen.“
Oder z. B.„Spieler soll sich 1 Paar Hosen und 1 Paar Schuhe auf Vereinskosten besorgen, er stellt dafür 2 Paar alte Schuhe zur Verfügung!“
Schon in der Spielzeit 1946/47 konnte die Meisterschaftsrunde als Gruppensieger in der Kreisklasse B beendet werden. Damit war aber kein Aufstieg verbunden, da eine Neueinteilung der Gruppen erfolgte. Beteiligt an diesem Erfolg waren die Spieler Mucher, Petermann, Baron, Schier, Hollmann, Bornträger, Barbi, Kasprzyk, Kunz und andere. Bis zur Währungsreform im Juni 1948 stieg die Mitgliederzahl um über 40 Prozent auf 170 an. Und in den 50er-Jahren stellten sich auch wieder die ersten Erfolge in Form von Meisterschaften und Aufstiegen ein. So wurde man z. B. in der Saison 1955/56 Kreismeister in der B-Klasse Nord, gleichbedeutend mit dem Aufstieg in die A-Klasse. Im entscheidenden Spiel um die Kreismeisterschaft wurde gegen Reichelsheim mit 2:1 gewonnen. Zu der Meistermannschaft gehörten damals Spieler wie Decker, Horst Steinberg, Haubrock, Wolfgang Jehner, Herbert Baron, Horst Müller, Karl-Heinz Frey, Stadelbeck, Romuald Pollesch und Horst Malek. Trainiert wurde die Mannschaft vom Lehrer Döringer, der selbst auch schon als Spieler tätig war und dessen Ehefrau das Vereinswappen, das auf die Trikots genäht wurde, in Handarbeit stickte. Seit 1958 hatten sich auch die „Alten Herren“ zu fußballerischer Tätigkeit zusammengeschlossen.1961 - 1970
1961 - 1970
„Das A-Klassenprogramm war diesmal gekürzt. Schuld daran trug der starke Regen, der in der Nacht zum Sonntag und gestern Morgen heftig herunterprasselte.“
„Schwalheimer Platz für nicht bespielbar erklärt Auch das Spiel des VfB Friedberg in Schwalheim fiel aus. Der Frankfurter Schiedsrich- ter Hopp, der einige Zeit vor dem Spiel den Platz inspizierte, sagte dabei laut Aussage des VfB-Spielers Hart zu einigen Friedberger Zuschauern, das bißchen Wasser mache nichts aus, auf dem Platz könne man spielen. Auch soll er die Abstreuuung des Platzes veranlaßt haben, wurde offenbar aber im Vereinslokal anderen Sinnes und erklärte den Platz für nicht bespielbar. Inzwischen warteten die VfB-Spieler am Rande des Schwalheimer Sportplatzes und zahlreiche Zuschauer auf den Spielbeginn. Schiedsrichter Hopp mußte aber erst von einem Spielausschußmitglied des VfB mit dem Wagen aus dem Vereinslokal geholt werden und erklärte um 14.45 Uhr vor dem Platz den Vereinsoffiziellen, daß nicht gespielt werde. Der VfB-Anhang zog lebhaft diskutierend ab und war um so unzufriedener, als man erfuhr, daß die Schwalheimer gezwungen gewesen wären, mit zahlreichem Ersatz anzutreten.“ Der VfB Friedberg lag nach 12 Spielen mit 24 Punkten in der A-Klasse auf dem 1. Platz, während Schwalheim nur 7. war.“
Kurz vorher wurde in der gleichen Zeitung von einem Reservespiel der Schwalheimer berichtet:„In Bad Nauheim schmunzelt man heute noch über jene Geschichte, die sich beim Reservespiel gegen Germania Schwalheim ereignet. Das faire Spiel plätscherte ohne wesentliche Höhepunkte dahin, als der immer noch schnelle altgediente Rechtsaußen der Schwalheimer, Wolfgang Jehner, alleine dem Bad Nauheimer Tor entgegen stürmte. Bad Nauheims Torhüter Münk stürzte sich ihm entgegen, beide fielen hin, der Ball rollte ins Aus. Das Aufatmen der Bad Nauheimer Abwehrspieler wandelte sich in Entsetzen, als der Schiedsrichter nicht etwa auf Torabstoß sondern auf Elfmeter für Schwalheim entschied.
Erregt protestierten die Bad Nauheimer, erstaunt waren die Schwalheimer. Bad Nauheims Torwart Münk beteuerte seine Unschuld, Wolfgang Jehner bestätigte, dass das Eingreifen Münks keinen Elfmeter gerechtfertigt habe. Der Schiedsrichter beharrte aber auf seiner Entscheidung. Oldtimer Fritz Malek lief an und schob den Ball dem Bad Nauheimer Torwart in die Arme. Malek durfte sich heftiger Gratulationen erfreuen, doch der Schiedsrichter mußte ihn wohl oder über verwarnen.
Die Schwalheimer verloren zwar später das Spiel noch 0:2, aber die allgemeine Stimmung hatte unter dieser Niederlage nicht zu leiden. Die Helden des Tages waren Jehner und Malek.“
Im April 1964 waren Berliner Fußballbuben vom ASV Berlin-Tiergarten auf Initiative von Jugendleiter Jung zu Gast in Schwalheim. Untergebracht waren die Jugendlichen bei den Schwalheimer Spielern. Begleitet wurde das Treffen von Bürgermeister Josef Protzner, dem 1. Beigeordneten Otto Findling, dem 2. Beigeordneten Max Flecks und dem 1. Vorsitzenden des Vereins, W. Steinberg. Ein Gegenbesuch in Berlin erfolgte 7 Wochen später an Pfingsten. 1966 feierte der Verein sein 50jähriges Bestehen. Bei diesem Jubiläum waren auch die Gründungsmittglieder Georg Nikolaus, Wilhelm Scheld und Karl Stamm anwesend. Im Rahmen der Feierlichkeiten fand ein Fußballturnier statt, das vom SV Ober-Mörlen gewonnen wurde. In Einlagespielen besiegte die 1. Mannschaft Hahnstätten mit 4:2, die Reserve unterlag Fauerbach mit 0:4 und die B-Jugend gewann nach zwei Eckhardt-Toren mit 2:1 gegen die Alterskameraden aus Ober-Rosbach. Außerdem konnte im Dezember des gleichen Jahres die lang ersehnte Einweihung des Sportheims gefeiert werden, dessen Baubeginn im September 1965 war. Es war eines der ersten Vereinsheimeim Sportkreis Friedberg. Vor der Saison 1966/67 erfolgte eine neue Klasseneinteilung. Spielte man vorher zusammen mit Vereinen aus dem südlichen Kreis Friedberg und dem nördlichen Kreis Hanau, musste man nun zu Spielen in den Hochtaunuskreis reisen, u. a. nach Grävenwiesbach, Usingen, Köppern, Merzhausen, Niederems, Friedrichsdorf, Burgholzhausen und Anspach. In der Abschlusstabelle dieser Saison landete die Mannschaft auf dem 13. Platz, punktgleich mit Burgholzhausen, Köppern und Merzhausen, so dass eine Relegationsrunde über den Klassenverbleib entscheiden musste. Schon das erste Spiel gegen Köppern wurde mit 1:2 verloren. Damit war der bittere Gang zurück in die B-Klasse verbunden. 1967 war aber auch das erste Jahr eines Auslandaufenthaltes der Schwalheimer Fußballer. Ziel war das Zillertal, wo mit der Reserve zwei Spiele gegen den SV Rum (5:10) und gegen FC Bruck Schlitters (1:4) austrug und mit der 1. Mannschaft zwei Siege gegen FC Bruck Schlitters (1:0) und gegen SV Rum (8:0) feierte. Ein besonderes Spiel durfte 1968 Georg Englert als Kreisschiedsrichterobmann zusammen mit seinem späteren Nachfolger Albert Walz leiten. In Klein-Karben trafen der gastgebende KSV Klein-Karben und der Bundesligist TSV 1860 München mit der Torwartlegende Petar „Radi“ Radenkovic aufeinander. Das Spiel wurde von den Münchner „Löwen“ mit 4:1 gewonnen. In einem Vorbereitungsspiel wurde 1968 der Bezirksligist FSV Dorheim nach Toren von Neuzugang Schumacher (4) und Werner Eckhardt (2)mit 6:3 bezwungen. Bereits am 21. Spieltag der Saison 1968/69 gelang im Spiel gegen Beienheim, das mit 18:0 bezwungen wurde, der 100. Saisontreffer. Im Endklassement wurde der 4. Platz mit 129:34 Toren und 45:15 Punkten erreicht. 1969 wurde der noch aktive Spieler Horst Malek zum 1. Vorsitzenden gewählt. Nachdem 1969 der 4. Platz in der B-Klasse erreicht wurde, verpasste die Mannschaft 1970 mit dem 2. Tabellenplatz nur knapp den Aufstieg in die A-Klasse. In dieser Spielzeit wurde wiederum gegen Beienheim (7:1) die 100-Tore-Grenze erreicht. Am 12. Spieltag wurden beim Spitzenspiel gegen Wölfersheim (späterer Meister und Aufsteiger) fast 600 Zuschauer gezählt. Zum 40jährigen Jubiläum des SV Steinfurth wurde die Mannschaft aber Pokalsieger.